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Version vom 14. Dezember 2022, 21:49 Uhr
Angebote, die durch einen Verein mit Hilfe freiwilliger Fahrer*innen zur Verfügung gestellt werden. Innerhalb einer oder mehrerer Gemeinden erfolgt die Bedienung von Tür zu Tür, gebucht wird telefonisch direkt bei den Lenker*innen.
Details zu diesem Modell
Aus gewerberechtlichen Gründen wird für die Nutzung meist eine Vereinsmitgliedschaft vorausgesetzt.
In den meisten Fällen beschränkt sich das Bediengebiet auf eine einzelne Gemeinde. Gibt es starke Beziehungen in Nachbargemeinden, etwa weil höherrangige ÖV-Haltestellen oder wichtige Versorgungseinrichtungen (wie Ärzt*innen) nur dort verfügbar sind, ist es sinnvoll, auch diese anzufahren.
Prinzipiell sind alle Bedienungsformen möglich. Bei fast allen bestehenden Projekten wird von Tür zu Tür befördert.
Üblicherweise werden die Fahrten wegen der sozialen Zielsetzung zu einem sehr günstigen Tarif angeboten. Beim Modell „Elektromobil Eichgraben“ gibt es etwa nur einen jährlichen Mitgliedsbeitrag, ohne dass weitere Kosten für jede einzelne Fahrt anfallen. Beim Modell „EMIL Euratsfeld“ wird hingegen zusätzlich zur jährlichen Mitgliedschaft ein kleiner Betrag für jede Fahrt eingehoben.
Wer fährt?
Fahrtendienste werden von ehrenamtlichen Fahrer*innen übernommen. Die Suche nach Freiwilligen ist die zentrale Herausforderung bei diesem Modell.
Da in der Regel nur ein einzelnes Fahrzeug im Einsatz ist, erfolgt die Buchung telefonisch direkt bei den Fahrer*innen. Die Zusammenstellung der Route erfolgt direkt durch die Fahrer*innen. Finden mehrere Fahrten zur gleichen Zeit statt, obliegt es den Fahrer*innen, Wartezeiten einzuschätzen und Fahrten nach Möglichkeit zu bündeln. Eine Dispositionslösung wird daher nicht benötigt.
Die für Angebote nach dem Modell „Elektromobil Eichgraben“ entwickelte Software Emobil.cc ermöglicht es, eine Art Telefonzentrale mit weiteren Freiwilligen einzurichten, die telefonische Buchungen entgegennehmen und im System erfassen. Die gebuchten Fahrten werden dann über ein Tablet in die Fahrzeuge übermittelt.
Wer plant das Angebot?
Für Bedarfsverkehre mit freiwilligen Fahrer*innen gibt es keine expliziten rechtlichen Regelungen bzw. auch teils von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche rechtliche Interpretationen durch die zuständigen Behörden. Es empfiehlt sich daher, sich von erfolgreich umgesetzten Projekten im gleichen Bundesland beraten zu lassen bzw. sich frühzeitig mit der Genehmigungsbehörde abzustimmen.
Durch die kostenlos erbrachten Leistungen der Freiwilligen entstehen für die Gemeinde oder den betreibenden Verein vergleichsweise geringe Kosten.
einmalige Initialkosten
- Kosten für Planung und Konzeption
- Fahrzeuganschaffung
- Einführungs-Marketing
- ggf. Ladeinfrastruktur
laufende Fixkosten
- Verwaltung/Konto
- Fahrzeugwartung, -reinigung und -reparaturen
- Fahrzeugversicherung (inkl. Steuern)
- Fahrer*innenversicherung
- Telefongebühren
- laufendes Marketing
- ggf. Kosten für Software zur Fahrdienst-Einteilung
- ggf. Stellplatz
laufende variable Kosten
- Strom- bzw. Treibstoffkosten
- sonstige variable Kosten (z.B. Reifen etc.)
Bestehende Projekte dieses Modells in der Datenbank von bedarfsverkehr.at, für die Angaben zu den Betriebkosten verfügbar sind, haben durchschnittliche jährliche Kosten von ca. € 18.000,-, denen Mitgliedsbeiträge/Fahrgeldeinnahmen in Höhe von durchschnittlich € 4.500,- gegenüberstehen.
Die Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ (eNu) stellt auf ihrer Webseite eine Musterkalkulation für e-Fahrtendienste zum Download bereit. Mit den Beispielwerten ergeben sich jährliche Kosten von ca. € 10.000,-.
Welche Aufgaben hat die Gemeinde?
Träger*in kann die Gemeinde oder ein von der Gemeinde unterstützter Verein sein. Obwohl ein Gemeindebus-Verein prinzipiell auch aus einer privaten Initiative entstehen kann, ist die Unterstützung durch die Gemeinde(-politik), z.B. bei der Suche nach freiwilligen Fahrer*innen maßgeblich entscheidend für den Erfolg eines Projekts.
Bei der Suche nach Freiwilligen hat sich die persönliche Ansprache bewährt. Es sollte eine ausreichend große Zahl an Freiwilligen gefunden werden, um die einzelnen Fahrer*innen nicht zu überlasten.
Als nicht-gewerbsmäßige Form der Personenbeförderung stehen Freiwilligensysteme potentiell in Konkurrenz zum gewerblichen Taxiverkehr. Sollte es ein Taxiunternehmen vor Ort geben, sollte unbedingt die Möglichkeit der Beauftragung geprüft bzw. vor einer Umsetzung das Einvernehmen gesucht werden.
Da es keine expliziten rechtlichen Regelungen für Fahrtendienste mit ehrenamtlichen Fahrer*innen gibt, ist es empfehlenswert für einen ausreichenden Versicherungsschutz zu sorgen, um die Freiwilligen keinem Haftungsrisiko auszusetzen. Für niederösterreichische Gemeinden steht ein vom Land NÖ ausgearbeitetes Versicherungspaket zur Verfügung, das neben der KFZ-Haftpflichtversicherung folgende Versicherungen umfasst:
- Fahrzeugkasko-Versicherung
- Insassenunfallversicherung
- Fahrzeugrechtschutz
- Vereinshaftpflichtversicherung
- Vereinsrechtschutzversicherung
Ein Zusatznutzen von Freiwilligensystem besteht in der Stärkung des lokalen Zusammenhalts.
Schritte zur Umsetzung
Mit Emobil.cc und EMILIO gibt es zwei Software-Entwicklungen aus Niederösterreich, die u.a. bei der Einteilung der Fahrtdienste unterstützen.
Aufgabe | wer ist verantwortlich? | |
---|---|---|
Konzeption | GEMEINDE | |
Vereinsgründung | GEMEINDE | |
Freiwilligensuche | GEMEINDE | VEREIN |
Fahrzeuganschaffung | GEMEINDE | VEREIN |
Bewerbung | GEMEINDE | VEREIN |
Beispiele für Bedarfsverkehre dieses Modells
EMIL Euratsfeld (Niederösterreich)
Bei den mittlerweile zahlreichen Projekten dieses Modells fallen außer einer geringen Mitgliedsgebühr auch Kosten für jede einzelne Fahrt an. Für die Organisation des EMIL Systems steht die Software EMILIO zur Verfügung. Kontaktperson verfügbar |
ElektroMobil Eichgraben (Niederösterreich)
Nach dem Vorbild dieses Projekts sind mittlerweile viele weitere Angebote in Niederösterreich und anderen Bundesländern entstanden. Für die Organisation der Freiwilligendienste steht eine eigene Software-Lösung zur Verfügung. Kontaktperson verfügbar |
Virger Mobil (Tirol)
Das Virger Mobil in Osttirol gehört zu den schon am längsten bestehenden Freiwilligensystemen. Kontaktperson verfügbar |
Taufkirchen Mobil (Oberösterreich)
Taufkirchen Mobil ist das erste Projekt in Oberösterreich nach dem Modell von ElektroMobil Eichgraben. Nutzer*innen zahlen lediglich einen geringen Mitgliedsbeitrag und haben keine weiteren Kosten. Kontaktperson verfügbar |